AfD-Chef vermutet Manipulation bei Wahlumfragen

Der Vorsitzende der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ geht davon aus, dass seine Partei bei Umfragen systematisch benachteiligt wird. Dies äusserte er in einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“. „Die Forschungsinstitute nutzen den Spielraum der statistischen Analyse, um uns kleinzurechnen“, so Lucke. Er vermutet, dass man die Hauptauftraggeber, die etablierten Parteien, nicht verärgern wolle. Von Mitarbeitern der Demoskopen hätte er eindeutige Hinweise für seine Behauptungen. Die AfD würde bei Forsa und Allensbach tatsächlich deutlich über 5% liegen. In den veröffentlichten Ergebnissen aller Institute liegt die AfD allerdings nur bei maximal 3%.

Forsa und Allensbach haben bereits mit scharfen Worten auf die Vorwürfe Luckes reagiert. „Der spinnt hochgradig. Wir behandeln die AfD wie jede andere Partei. Was Herr Lucke erzählt, ist absoluter Tinnef, eine typische Verschwörungstheorie. Keiner unserer Mitarbeiter redet mit Herrn Lucke, absoluter Unfug“, sagte Forsa-Chef Güllner gegenüber „Handelsblatt Online“. Ähnlich äusserte sich die Geschäftsführerin von Allensbach, Renate Köcher: „Wenn Herr Lucke das tatsächlich behauptet, so ist das frei erfunden“.

Lucke ist nicht der erste Politiker, der die veröffentlichten Umfragewerte für seine Partei anzweifelt und der Demoskopie gezielte Manipulation vorwirft. Schon im niedersächsischen Landtagswahlkampf vermutete der Vorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, dass Umfrageergebnisse bewusst zurückgehalten werden, um den Sozialisten zu schaden. Er war der Meinung, dass die tatsächlichen Werte von über 5% für Die Linke nicht veröffentlicht werden und der Wähler mit vorhergesagten Ergebnissen von 3% in die Irre geführt werden sollte.

Direkt nach der Wahl in Niedersachsen, bei der Die Linke dann tatsächlich mit 3,1% aus dem Landtag abgewählt wurde, legte Partei- und Fraktionsvize Wagenknecht noch einmal nach. Gegenüber dem „Neuen Deutschland“ erklärte Wagenknecht, die sich im Wahlkampf stark engagiert hatte, dass ihr eine Umfrage von Infratest-dimap bekannt sei, die Die Linke vor der Wahl bei 4,5% gesehen habe. Diese Zahl sei unterdrückt worden, um der Linken zu schaden.

Auch damals verwehrte sich das angegriffene Institut gegen den Vorwurf des „Terrors der Demoskopie“, wie es führende Linke nannten. Auf die Vorwürfe Wagenknechts befragt antwortete uns eine Sprecherin von Infratest-dimap, dass der genannte Wert „reine Spekulation“ sei und nicht den Tatsachen entspräche. Wagenknecht selber hat in der Folge ihren Manipulationsvorwurf gegenüber Infratest-dimap und der ARD auch nicht weiter verfolgt. Ähnliche Thesen, wie sie jetzt auch der AfD-Chef Lucke vertritt, sind im laufenden Bundestagswahlkampf von einigen Linken wieder zu vernehmen.
(mb)

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Manuel Böhm

Jahrgang 1970. Lebt seit Oktober 2024 auf Malta, davor in Göttingen, Hannover und Berlin. Bis 2005 Mitglied der SPD. Danach Eintritt in die WASG, dort Mitglied des Kreisvorstandes bis 2006. Mitarbeit im Bündnis für Soziale Gerechtigkeit zur Kommunalwahl 2006 als breite linke Alternative zum PDS-dominierten Linksbündnis. Nach Gründung der LINKEN in 2007 Übernahme von Funktionen auf Ebene seiner Basisorganisation. Austritt aus der Partei Die Linke mit seinem Wegzug aus der Bundesrepublik.

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