Wichtige Personalentscheidungen werden in der Linken immer noch in Hinterzimmern oder den (Polit)büros der männlichen Parteiführer getroffen. So war es Oskar Lafontaine, der Übervater der Partei, der durch sein Sprachrohr und Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht verkünden liess, dass das Spitzenduo Kipping und Riexinger die beste Wahl für die Göttinger Delegierten, die Partei und das Land sei. Nun ist die Reihe an Gregor Gysi, der mit 64 Jahren ans Aufhören denkt und die rote Erbfolge in der Führung der Fraktion geregelt wissen will.
Während Kipping und Riexinger durch die Lande touren, der Parteibasis das Gefühl vermitteln, dass sie am Parteileben auch über das Kleben der Wahlplakate hinaus teilnehmen könne und – noch erfolglos – versuchen eine Mitregierungsoption des linken Parteiflügels herbeizureden, entscheidet Gysi ohne weitere Rücksprache mit den ohnehin in der Linken meist überflüssigen demokratischen Strukturen, wer nach 2013 Fraktionsvorsitzende zu werden hat. Bekannte er sich vor wenigen Tagen noch eher vorsichtig zu Wagenknecht als seine Nachfolgerin in diesem Amt, legt er nun gegenüber dem „politischen Wochenblatt“ Bunte nach und schaltet einen Gang höher.
Seiner Ansicht nach entwickelt Wagenknecht, die „nicht nur Karl Marx, sondern auch Ludwig Erhard gelesen – und verstanden“ hat, Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen ihr in grosszügiger altväterlicher Weise das Amt der Fraktionsführung zu „gönnen“. Welche Mitsprache Partei und zukünftige Fraktion bei dieser Thronfolge noch haben werden, lässt er offen. Allerdings dürfte eine Wagenknecht mit ihrem „distanzierten Charme, der Männer besonders reizt“ und dem „Zugang zu gehobenen Kreisen, deren Vertreter sie gern einladen“ selbst von erklärten Wagenknecht-Skeptikern nicht mehr zu verhindern sein.
Jetzt muss es Wagenknecht nur noch gelingen als Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf ihren aus Marx und Erhard zusammengerührten Politikaufguss „auch Leuten zu vermitteln, die sich kaum mit Politik beschäftigen“ und dies in Kreuze auf dem Wahlzettel umzusetzen. Dann dürfte nicht nur der Wiedereinzug der Linken in den Bundestag auf niedrigem Niveau abgesichert sein, sondern auch die Erbfolge in der Führungsetage der Bundestagsfraktion. Ganz so, wie es sich die zwei alternden Strippenzieher Lafontaine und Gysi, zwischen denen „der Ton wieder besser geworden“ ist, wünschen.
Update
Wer sich für einen Blick in das Privatleben der Kronprinzessin Gysis interessiert, sei auf die aktuelle Brigitte verwiesen. Dort plaudert die „Einzelgängerin“ über ihre Kindheit, ihren Vater, den „kreativen Sozialismus“ und nicht über Oskar.
(mb)
Warum ist die Ausbeutungstheorie von Karl Marx ebenfalls als „Zinsentschuldigungstheorie“ zu bezeichnen? Weil Marx den Zins gar nicht verantwortlich macht, sondern mit einem gigantischen Wortschwall, der an Unwissenschaftlichkeit und inneren Widersprüchen kaum zu überbieten ist, versucht, eine Ausbeutung der Arbeiter durch die Unternehmer aus deren Besitz an den Produktionsmitteln (Sachkapitalien) abzuleiten. Damit stellte Marx für alle, die bereit waren, an diesen Unsinn zu glauben, die Realität auf den Kopf. Die aus seinem grundlegenden Denkfehler abgeleitete Konsequenz, dass die Ausbeutung nur durch Verstaatlichung der Produktionsmittel und Planwirtschaft zu überwinden wäre, hat bis heute mehr Schaden angerichtet, als die Verwüstungen des Nationalsozialismus! Dabei ist letzterer ganz offensichtlich menschenverachtend, während viele Naive noch heute glauben, der marxistische Sozialismus sei eine „Alternative zum Kapitalismus“, wobei sie Marktwirtschaft und Privatkapitalismus verwechseln und nicht wissen, warum der „real existierende Sozialismus“ niemals etwas anderes sein kann als Staatskapitalismus, die schlimmste Form der Ausbeutung und das Ende jeder persönlichen Freiheit.
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html
Interessant ist, wie SW mittlerweile in den bbP* gehypt wird. Immerhin wurde ihr gestern die Ehre zuteil, bei Springer! eine ganzseitige Erwiederung auf Gabriels Grundsatzpapier zur Eurokrise zu veröffentlichen….
Offenbar ist SW doch recht harmlos für das „Schweinesystem“.
*böse bürgerliche Presse, Meinungsmanipulatoren sagen die PaulSethe-Zitierer